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Schwarzer Atheismus – Eine bittere Pille für die katholische Kirche

Verfasst am | 13. Mai 2010 | Keine Kommentare

Der 2. Ökumenische Kirchentag anlässlich des Herrentags, äh Männertags, äh Vatertags, äh Tag des kollektiven männlichen Saufens, äh Christi Himmelfahrt potenziert sich in ganztäglichen Höhepunkten und kulminiert aktuell um die Geisterstunde herum in der dazu passenden Diskussion „Wie viel Kirche braucht Deutschland?“ im ZDF. Passend wird unter dem Motto „die Geister die ich rief“ selbstverständlich in Einklang mit der Haltung der katholischen Kirche zur aktuellen Thematik milde auch hier Hinweggesehen, und zwar über die an Trivialität nicht zu unterbietende Anwort mit fünf Buchstaben: KEINE.

Die „Diskussion“, vom Wolf im Schafspelz von Lojewski leider wenig angeheizt, ist zumindest schräg, aber lediglich in der Wahl der Prediger, äh Gesprächspartner. Denn statt dass der Bischof des Bischofs Wolf ist, hüllen sich die Spitzen beider Vereine statt mit Spitzen ökonomisch, äh ökumenisch im Mantel des Schweigens, äh. orangenen Schals.

Die Kirchenglocke läutet, Ring frei Runde 2:

Ganz links (aber bitte, nicht politisch!) agiert ein gewisser Andreas Lob-Hüdepohl. Polarisieren tut er ja ganz gut, aber Lob zollitschen, äh. zollen kann man ihm irgendwie nicht. Eine gott-, äh naturgegebene Abneigung erschließt sich nicht unbedingt durch die, nennen wir es gewagt-auffallende, rot-wuschelige Haarpracht diese Mannes. Vielleicht eher durch ins fortissimo abschweifende Intonation, oder gar doch durch den Inhalt seiner Erzählungen? Der amtierende, weil nicht gewählte? bestätigte? berufene? wie auch immer Interimspräsident der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt fragt süffisant in die kirchenglocken, äh moralisch geläuterte Runde: Was wäre denn der Sinn einer katholischen Universität, wenn nicht ihre Aufgabe im Kontext der chritlichen Leere, äh Lehre zu verstehen sei?

Nun, man glaubt, äh ahnt es schon, die einfache Antwort hat etwas mit dem Status des Herrn Lob-Preiset, äh. Lob-Hüdepohl gemeinsam: Sie wird nicht gewählt. Denn statt einem konkreten „gar keinen Sinn“ redet sich der Wuppertal-Elberfelder-aber-jetzt-eigentlich-Berliner um Kopf und Kragen. Statt um Himmels Willen das Für und Bitte, äh Wider zu beleuchten, fackelt er nicht lange und hebt das Individuum als intrinsisches Gottesgeschöpf in die ihm umgebende Kirchenstratospähre.

In diesem Sinne: Die Kirchenglocke läutet erneut, Ring frei, Runde 3:

Karl Ernst Thomas de Maizière, seines Zeichens Bundesminister für Inneres, ist nach irgendeiner Nummerierung G14, äh Abteilung 14 oder so neben Sport, Geheimdienst und allgemeiner gesellschaftlicher Zusammenhaltsbemühungen auch verantwortlich für die Kirche. Eine wichtige Aufgabe im säkularisierten Deutschland. Moment, warum eigentlich? Trennung von Kirche und Staat? Ja sind wir denn hier bei der Caritas? Ja, sind wir, und dazu bei der Diakonie. Aber was veranlasst unseren Bundesminister zu der Aussage, dass ohne letztgenannte Institutionen unter Vorherschafft der Kirche das soziale Gemeinwesen und die miteinanderliche Fürsorge komplett auseinanderfallen würden? Würden die Träger einfach diese Institutionen dicht machen, würde etwas ganz eklatantes passieren: NICHTS. Denn selbstverständlich ist neben der Vernunft die Nächstenliebe keine christliche Vater, äh fata morgana, sondern ein simpler Archetyp. Das einzige was zusammenbrechen würde, ist die Kirche, welche in schockgestarrter sozialen Kälte den Wahrhaftigen, äh. das Wahrhaftige sieht: Die REALITÄT.

Und genau da ist das letzte Senfkorn Hoffnung, denn im Rudel der streichzarten André Rieux, äh Camus-Rieux-Metaphern sticht ein gewisser Herr Möller raus. In dilletantischer Naivität habe ich nicht angenommen, einen Vertreter des tierischen Ernstes in der Runde der ehrenwerten Gentlemen zu finden. Aber zum Glück wurde auch ich mal überrascht, und dann auch noch positiv: Der Herr erzählte etwas von Werten, Normen, Sitten, ja all den internalisierten Tugenden eines Menschen, die so völlig unabhängig von irgendwelchen Kirchen mit ihren mündlich überlieferten Geschichten und Vorstellungen existierten. Und es war, als sei mir eine Fatima, äh Maria, äh ein Licht aufgegangen: Es gibt sie, die Spezies homo homini lupus, äh homo sapiens sapiens, welche klar denkt und frei von Weihrauch, mürrisch aber frei von Myrrhe, die Welt als Einheit sieht, welche sich untereinander versteht. Ganz unabhängig von christlichen, göttlichen, oder anderweitig fiktiven sieben Brücken oder Säulen.

Ein zumindest nicht vollends abartiger Schluss einer Diskussion voller RTliger Laienschauspieler, äh christlicher Laien in pittoresken Zeiten, die dem Schimpfausdruck „Du kannst mich mal kreuzweise“ eine ganz eigene Bedeutung verleihen. Schon Hermann Hesse wusste, dass jedem Anfang ein Zauber innewohnt, weiter noch:

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten!

Hoffen wir, nein besser, helfen wir ungläubige Realitätsfanatiker mit Affinität zur beweisbaren Logik, das jener Weltgeist uns auf ganz neue Stufen der säkularisierten Gesellschaft hebt, die (polemisch vereinfacht) alles christlich-göttlich-religiöse weltoffen respektiert, aber in Ihrem Einfluss auf ein relles Maß in der globalisierten und multikulturelle Welt einordnet.

In diesem Sinne: Jeder ist seines Gottes Schmied, und wer nicht auf Pferde steht, dem sei das gleichberechtigt zugestanden.

(Julian Bühler)

PS.: Jenes ist als glossige Antwort auf die Poesien aller Blender und weltfremden Personen zu verstehen, die nach wie vor meinen, dass 95% der Menschen tatsächlich Christi Himmelfahrt und Fronleichnam nicht als gern genommene Feiertage im Kontext eines verlängerten Wochenendes sehen. Sollte ich jemandem persönlich zu nahe getreten sein, bitte ich dies zu entschuldigen. Ohne blasphemisch sein zu wollen (auch wenn ich die freie, satirische Meinungsfreiheit prinzipiell darüber stellen würde): „Und vergebe deinen Schuldigern“.

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