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Flucht aus Nerdistan!

Verfasst am | 27. Juni 2009 | Keine Kommentare

Und täglich grüßt das Murmeltier. Retrospektive ist ein schönes Wort, das den (natürlich auktorialen) Blick auf die Vergangenheit beschreibt. Und manchmal kommt es dann vor, dass manche fragwürdige Entscheidung von früher, die für einen persönlich vielleicht zur Disposition stand, plötzlich in ganz anderem Licht dasteht. Und ab und zu merkt man, das sich alles positiver gestaltet hat und besser gelaufen ist, als ohne diese Entscheidung.

Ich persönlich bin erneut zu der Erkenntnis gelangt, dass die Wahl meines jetzigen Studienfachs zwar durchaus teilweise fragwürdigt erscheint, aber im Vergleich zum Beginn definitiv eine Steigerung. Warum ist auch relativ klar: Eine Spezialisierung ist sicherlich nie verkehrt, aber eine ausschließliche Konzentration auf ein Fachgebiet kann auch verblenden. In der Computerbranche wurde für diese ganz spezielle Spezies der IT High Achiever der konnotativ negativ besetzte Begriff NERD etabliert. Er beschreibt simpel und ohne Umschweifen die ganze Problematik der Intelligenz der IT-Beherrschenden, die in den undurchsichtigen Sphären aus Rechnern, Servern, Kabeln und Switches den Überblick behalten.

Problematisch wird es, wenn sich der Nerd der Realität widmet bzw. widmen muss. Wenn er erkennt, dass seine heißgeliebte PC-Landschaft nicht zum bloßen Selbstzweck existiert sondern als stumpfes Äquivalent von idiotischer Massenverarbeitung einen eigentlich trivialen Job zu erledigen hat. Ist der erste Schock verarbeitet und sind die Wogen geglättet, normalisiert sich die gehypte IT-Landschaft und beginnt, sich sukzessive aber sehr bedächtigt in laufende Prozesse einzugliedern.

Ist am Ende des langen Weges eine eingespielte Einheit aus Menschen und Maschinen entstanden, die im Sinne eines ökonomischen Wirkungsgefüges kooperiert, ist ein wichtiger Schritt gemacht. Problematisch ist dabei, das schneller als Menschen älter werden, die IT leistungsstärker wird. Und damit ergeben sich neue Chance, aber auch Risiken, die mit der Macht des Unbekannte [IT-Gefüges] einhergehen. Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis, wenn der NERD als erster und vor allem einziger Mensch das Verständnis hat und die Kenntnis besitzt, diese Mehrwerte effizient zu nutzen.

Letztlich gilt es aber zu bedenken, das zwar Maschinen einer stupiden Arbeitsweise anstandslos gehorchen, aber auch der größte NERD weitere, andere Interessengebiete über die IT hinaus hat. Wenn dennoch trotz größter Affinität zur IT eine gewisse Abneigung einhergeht, einfach weil die Reduzierung auf dieses Themengebiet so irrsinnig falsch ist, dann weiß ich, dass das Anhängsel “Wirtschaft” mehr ist als nur das interdisziplinäre in meinem Studiengang ist. Es steht vielmehr für den anderen, und natürlich viel stärkeren Teil meiner Person. Es steht für politisches, kommunikatives, sprachliches und auch gesellschaftliches Interesse, das im Gegensatz zu einem NERD exzessiv von mir ausgelebt wird.

Manchmal als Flucht aus der drohenden Reduzierung, die vielleicht ohne die Entscheidung vor fünf Jahren noch schwerer gefallen wäre. Es ist schön, manchmal sagen zu dürfen: Diese Entscheidung damals war im Nachhinein die Richtige.

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