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Wimbledon 2010: Zusammenfassung – Was bisher geschah

Verfasst am | 25. Juni 2010 | Keine Kommentare

So, nach der Abgabe der Diplomarbeit und ein paar Tagen in offline-Ruhe geht es jetzt hier mit den zwei sportlichen Highlights los, die schon in vollem Gange sind. Den Anfang macht aber nicht die Fußball-WM, sondern das ALL England Championship zu Wimbledon an der Church Road in London:

Was bisher geschah (Stand, Freitag 25.6, 16:00 Uhr):

Weil die Nummer schon seit Anfang der Woche läuft, zunächst einmal die Übersicht, wer denn so alles noch dabei ist, und was sonst noch Episches geschah.

Herren

Bei den Herren sind die folgenden gesetzten Spieler bereits ausgeschieden: [30] Tommy Robredo, [20] Stanislaw Wawrinka, [7] Nikolay Davidenko, [11] Marin Cilic, [17] Ivan Ljubicic, [8] Fernando Verdasco, [19] Nicolas Almagro, [14] Juan Carlos Ferrero, [24] Marcos Baghdatis und [23] JOHN ISNER. Was auffällt ist, das keine grandiose Überraschung dabei ist, und daher nicht von großen „upsets“ gesprochen werden muss. Neben den durch die Sandplatzsaison hochgespülten Spaniern sind noch Anti-Rasen-Spieler wie Davidenko, Cilic oder Ljubicic rausgegangen. Das scheint aber auch zu großen Anteilen ein Motivationsproblem zu sein, denn eine Nummer 8 der Welt wie Verdasco muss nicht gegen einen mittelmäßigen Sandplatzwühler wie Fognini verlieren. Allerdings scheinen auch die Big Three etwas Probleme zu haben: Nadal, Federer und Djokovic mussten alle schon über fünf Sätze gehen, was bisher ein den ersten zwei Runden eine absolute Rarität, gerade in Wiblendon, war. Der in den Wochen vorher stark schwächelnde Brite/Schotte Murray zieht hingegen ohne Psycho-Terz in seiner Heimat mit Druck und so weiter ohne Satzverlust seine Runden, obwohl mit Jarkko Nieminen ein achtbarer Gegner zu schlagen war.

Und dann war da noch das längste, unblaublichste und verrückteste Tennispiel, das es je gegeben hat. Keine Übertreibung, keine reiserische Textphrase sondern einfach nur unglaublich. Der Qualifikant und Grassspezialist Nicolas Mahut aus Frankreich (Queens Gewinner von 2008?!) gegen die Nummer [23] der Setzliste John Isner aus den USA. Tatort ist Court 18, einer der Nebenplätze mit einzelner extra-Tribüne und Kameras. Das ist auch gut so, denn was da abgeht, wird Zitat Isner „never happens[s] again“. Die Jungs fingen bei mittlerem Sonnenschein am Dienstagnachmittag an und spielten locker flockig die ersten zwei Sätze. Unspektakuläres Rasentennis mit kurzen Ballwechseln von typischen (Aufschlag-) riesen (Isner ist 2.01m groß). Irgendwann geht auch am längsten Tag des Jahres das Licht aus in Wimbledon, zumindest auf Court 18. Während ein gewisser Herr Djokovic also seineszeichens das späteste Match überhaupt in Wimbledonsiegreich unter Dach und Flutlicht beendete, hieß es für Isner und Mahut „play suspended due to bad light“. Tja, das ist nichts Neues, also auf ein solches am nächsten Nachmittag. Erneut Platz Nummer 18, der fünfte Satz beginnt…

Frauen

Jetzt erstmal ein Überblick des Damenfeldes, bevor es mit den beiden Kriegern weitergeht: Raus an gesetzten Spielern sind [25] Safarova, [24] Hantuchova, [19] Kuznetsova, [23] Zheng, [18] Rezai, [6] Stosur, [27] Kirilenko, [12] Petrova, [28] Alona Bondarenko, [5] Schiavone, [30] Shvedova, [34] Katheryna Bondarenko, [11] Peer, [33] Oudin. Auch hier sieht man die klare Bevorzugung anderer Beläge durch die ausgeschiedenen Spieler. Überraschungen gibt es allerdings schon, denn neben der French Open Gewinnerin Schiavone ist auch die dortige Finalgegnerin Stosur schon auf dem langen Weg zurück nach down under. Die restlichen topgesetzten Spielerinnen sind relativ problemlos weitergekommen, allen voran die an 1 und 2 gesetzten Williams-Sisters. Warum diese Setzung berechtigt ist, sieht man an den Ergebinssen, denn die beiden sind zusammen gefühlt 4 stunden auf dem Platz gewesen.

A Propros auf dem Platz, zurück zu Court 18, wir schreiben Mittwoch, 21.07 Uhr britischer Zeit: Die Herren Mahut und Isner verdammen das Turnier gerade, weil es neben den French Open das einzige ohne Tiebreak im letzten Satz ist. Deshalb hauen sich beide immer noch die Asse um die Ohren, bis nicht mehr zu sehen ist. Unglaublicher Stand in Satz fünf bei Abbruch: 59:59!!! Alleine der letzte Satz dauerte bis dahin schon mehr als sieben Stunden, was den alten „Rekord“ von Santoro und Clement bei den French Open lächerlich aussehen lässt. Gesamtnettospielzeit aller Sätze bis dato: 10:05 Stunden.

Die Deutschen

Angefangen bei den Damen: Angefangen haben mit Petkovic, Barrois, Malek, Goerges, Kerber und Groenefeld  immerhin sechs Kandidatinnen. Dumm nur, dass bereits in Runde 3 nur noch Angelique Kerber vertreten ist, die gleich gegen Jarmila Groth aus Australien gute Chancen haben müsste.

Bei den Herren waren Becker, Schüttler, Brands, Mayer, [29] Kohlschreiber, Beck, Kamke (Q), Reister (LL), Berrer, Greul, Kiefer (WC) und [33] Petschner gestartet. Noch im Rennen sind Brands, der sich gleich gegen zwei starke Russen, nämlich Igor Andreev und [7] Nikolay Davidenko durchgesetzt hat. Auch wenn das wie gesagt keine Rasenspezialisten sind, eine enorme Leistung. Auch Florian Mayer hat sich gegen einen gutgesetzten Spieler, [11] Marian Cilic, und Mardy Fish gurchgesetzt. [29] Kohlschreiber entsprechend der Setzliste aber gewohnt eng gegen schwache Gegener Marke Gabashvili und Starace durch (unter anderem 9:7 im fünften Satz). Tobias Kamke hat sich stark aus der Quali heraus gegen Garcia-Lopez und Andrea Seppi durchgesetzt; zumindest letzterer ist keine Laufkundschaft. Dann gibt es noch den zweiten gesetzten [33] Phillip Petschner, der sich zweimal durch fünf Sätze gemogelt hat.

A Propros fünf Sätze: Inzwischen sind vier Matchbälle vergangen, und es steht, kein Scherz, kein Basketball oder ähnliches, 68 zu 69 für John Isner, der immer vorlegen darf. Mahut serviert mit unglaublicher Geschwindigkeit, wenn man bedenkt, dass beide soeben die 11 Stunden-Marke passiert haben. Isner kann nichts mehr außer aufschlagen und Standtennis spielen, aber das reicht tatsächlich um zwei Retourns reinzuzittern. 15:30. Einem Ass von Mahut, dem 103! (Isner: 112!!!! natürlich Rekord) folgt ein weiterer Retournwinner von Isner und es gibt den fünften Matchball. Mahut schlägt auf, Isner retourniert, Mahut spielt einen milden Angriffsball und rennt! zum Netz, Isner passiert und es ist passiert: Nach 11:09 Stunden, 112 Assen, dem längesten Match, längstem Satz, höchstem Spielstand und zwei Unterbrechungen wegen Dunkelheit gewinnt John Isner aus den USA am Donnerstagnachmittag um 17:40 Uhr mit 70:68 gegen Nicolas Mahut. Unfassbar! Das streikt sogar die Anzeigetafel von Platz 18. Der blanke Wahnsinn!

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