J-Blog

Eine kleine, private Seite

Situation der Fußball-Regionalliga im März 2014

Verfasst am | 2. März 2014 | Keine Kommentare

Obwohl die Saison in der Regionalliga Nord zwar auch in den nächsten Wochen weitergehen wird, ist im Prinzip das Rennen um den Aufstiegsrelegationsplatz seit heute mehr oder minder wahrscheinlich schon entschieden. Während der VfB Oldenburg als einzige Mannschaft mit gestelltem Lizenzantrag für Liga 3 in Havelse kurz vor Spielende das 1:2 kassiert und verliert, gewinnen die automatisch zugelassenen Zweitvertretungen aus Bremen (3:0 gegen Flensburg) und Wolfsburg (7:0 gegen Eichede) souverän ihre Heimspiele. Damit bleibt Wolfsburgs Zweite klarer Spitzenreiter mit sechs Punkten auf Bremen und einem Torverhältnis von +42.

Immer wieder kommt Kritik am Konzept der eingleisigen Dritten Liga, hauptsächlich an der mangelnden Attraktivität bezüglich der Mannschaften und der hohen finanziellen Belastung vor allem für kleinere Vereine. Grundsätzlich stimme ich dem zu, finde aber, dass das Hauptproblem ein anderes ist: Die äußerst fragwürdige Aufstiegsregelung, bei der die „Gewinner“ der Regionalligen willkürlich gegeneinander gelost werden und dann eine Runde 3 aus 6 spielen. Dass hierbei zwei Regionalligen zwei Teams stellen dürfen, sodass der Meister aus dem Westen (Lotte) oder Süden (Kassel) stecken bleibt und aus dem Süden der Zweite aber durchkommt (Elversberg), ist schwer vermittelbar.

Die meisten Mannschaften der dritten Liga haben aber durchaus vernünftige Namen: Darmstadt, Osnabrück, Rostock, Stuttgarter Kickers, Duisburg, Halle, Erfurt, Münster, Chemnitz oder Kiel sind absolut wohlklingende Namen, die bundesweit durchaus einen Bekanntheitsgrad besitzen. Das eigentliche Problem scheint also eher in der mangelnden Durchlässigkeit zwischen der dritten Liga und den fünf Regionalligen zu liegen. Neben der genannten Aufstiegsregelung ist es sogar für finanziell und organisatorisch sehr gut aufgestellte Vereine wie Holstein Kiel offenbar ein ernsthaftes Problem, diesen Sprung sportlich erfolgreich zu schaffen. Kiel ist aktuell 18 der 20-köpfigen dritten Liga und steht somit auf einem Abstiegsplatz. Die Attraktivität der Liga hingegen, gemessen am Zuschauerzuspruch im Holstein-Stadion, ist durchaus vorhanden bei 5.304 Zuschauern bezogen auf bisher 14 Heimspiele (in der letztjährigen Regionalligasaison waren es im Vergleich 3.628 im Schnitt bei 16 Heimspielen). Dies ist natürlich nur ein Einzelbeispiel und nicht allgemeingültig für die gesamte Liga, aber durchaus aussagekräftig.

Gleichzeitig ist für Mannschaften, die es nicht geschafft haben aufzusteigen oder aber aus der dritten Liga in die Regionalliga abgestiegen sind, ein sehr großes Problem, die sportliche Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Während Havelse in der letzten Saison noch ernsthaft bis zum letzten Spieltag mit Kiel um den Relegationsplatz gekämpft hat, spielt die Mannschaft nun im tristen Mittelfeld. Sowohl der Auf- als auch Abstieg ist nicht mehr in Reichweite und die Saison schon länger ohne echten sportlichen Wert. Inzwischen sind auch weitere ambitioniert gestartete Mannschaften wie Goslar und der SV Meppen (keinen Lizenzantrag gestellt aus organisatorischen bzw. sportlichen Gründen) hinzugekommen und heute gesellte sich – ohne dem restlichen Saisonverlauf vorgreifen zu wollen – wohl auch der VfB Oldenburg hinzu. Mit dem Unterschied, dass hier noch das Geld für den Lizenzantrag zur dritten Liga ausgegeben wurde.

Ein anderes Beispiel für den umgekehrten Weg ist Babelsberg, die sich eigentlich einige Jahre gut in der dritten Liga etabliert hatten, letztlich aber in der letzten Saison absteigen musste. Aktuell spielt Babelsberg damit in der Regionalliga Nordost und steht auf Platz 12 (von 16 Teams) mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Abstiegsrang zur fünften Liga. Entsprechend sind auch die Zuschauerzahlen von 3.090 (19 Spiele) auf 2.602 (bisher 9 Spiele) gesunken.

Ein weiterer Aspekt, der in der Analyse eine entscheidende Rolle spielt, ist die Lizenzierung in beiden Spielklassen. Die dritte Liga hatte massive Probleme mit Punktabzügen in der letzten Saison, vor allem mit Alemannia Aachen und Kickers Offenbach, während z.B. die Regionalliga Nord fast zu Grunde gegangen wäre. Sowohl der Abstiegs- als auch Aufstiegskampf ist beeinflusst worden durch die Lizenzentzüge des VfB Lübeck und Oberneuland. Letzterer fand so spät statt, dass die sportliche Auseinandersetzung zwischen Kiel und Havelse fast wertlos geworden wäre. Auch in dieser Saison ist die Situation des SV Wilhelmshaven bereits seit Beginn wieder ungeklärt und muss gerichtlich behandelt werden.

Diese Situation bedeutet eine große Planungsunsicherheit für Absteiger aus Liga 3 aber auch für Mannschaften aus den Regionalligen, die mitunter zur Saisonmitte keine sportliche Herausforderung mehr haben. Während die Zuschauerzahlen bei entsprechenden Spielen weiterhin hoch sind (z.B. 5.115 im TV-Spiel des SV Meppen gegen Oldenburg), bedeutet es insgesamt aber einen häufig nicht zu realisierenden Quantensprung, einen Aufstieg und ein Erhalten der dritten Liga in der Folgesaison zu realisieren. Auf Dauer scheint es sogar einfacher, in der zweiten als in der dritten Liga zu spielen und finanziell sowie sportlich zu überleben. Grund ist, dass durch die kontinuierliche TV Präsenz dort deutlich mehr Geld zu verdienen ist.

Aus diesen Gründen scheint es absolut notwendig, eine erneute, dann aber längerfristig gültige Ligareform anzustreben. Diese muss auch die Breite unterstützten und semi-profesionell arbeitenden Mannschaften der vierten Liga erlauben, sowohl sportlich als auch ohne zu großes finanzielles Risiko aufzusteigen zu können. Ein modernes Konzept dazu könnte wie folgt aussehen:

Es gibt als Unterbau zur eingleisigen zweiten Liga zwei dritte Ligen mit je 12 Mannschaften. Diese sind geographisch eingeteilt, also z.B. in Nord und Süd wie in den Jahren 2000 – 2008, und spielen jeweils im bekannten Verfahren separat Hin-& Rückrunde aus. Die Mannschaften bestreiten also 22 Spiele (11 Heim- und 11 Auswärtsspiele) in der eigenen Liga. Zusätzlich werden aber noch weitere 11 Spiele, eines gegen jeden Vertreter der anderen Staffel, bestritten. Insgesamt kommt man so pro Mannschaft und Saison auf die bekannte Zahl von 34 Spielen. Die Vorteile dieser Lösung wären, dass man zwei kompakte Ligagrundstöcke bekommt mit 12 Mannschaften in geographischer Reichweite ggf. entsprechenden Traditionen und Rivalitäten. Gleichzeitig wahrt man aber auch den bundesweiten Charakter im Unterschied zu den Regionalligen durch Spiele auch gegen Mannschaften aus der ganzen Republik.

[u]Mögliche Vorteile im Überblick[/u]
+ Weiterhin viele Mannschaften in geographischer Reichweite mit entsprechender Rivalität und „freundlicher“ Brisanz

+ Gleichzeitig auch einige Spiele gegen bundesweite Gegner, gegen die manche Vereine ggf. früher schon einmal gespielt haben und entsprechende Traditionen nun wieder aufleben lassen können

+ Finanziell tragfähige Mischung aus kürzeren- und weiteren Anreisen sowie ein zu erwartendes höheres Fanaufkommen

+ Heranführung von Mannschaften aus Liga 4 an den bundesweiten Spielbetrieb, ohne direkt von 0-100 viele Anfahrtswege Marke Meppen-Unterhaching oder Oldenburg-Stuttgart organisieren zu müssen

Comments

Kommentar verfassen





  • Neueste Beiträge

  • Twitter

  • Kategorien

  • Archiv

  • Administration