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Approaching Minimums

Verfasst am | 27. Juli 2017 | Keine Kommentare

Und sie fliegt weiter die Zeit, aber einem Ziel entgegen. Einem Ziel, das inzwischen als solches bezeichnet werden kann. Zwar werden die Tage bereits wieder sichtbar kürzer, aber was sind schon Tag und Nacht gemessen an Jahren voller Irrungen, Wirrungen. Manche Erfahrungen müssen gemacht werden, aber sie zu machen ist mitunter hart. Ich bin niemand der unterschreiben würde, dass man alle Erfahrungen zwingend erst machen muss, um sie alleinig sinnvoll beurteilen zu können, sondern eher davon überzeugt, dass wenn man sie gemacht hat oder machen musste, man die Erkenntnisse daraus bestmöglich mitnehmen sollte. Auch misst sich die Güte einer Erfahrung wie häufig behauptet wird nicht am negativen oder positiven Ausgang des zu Grunde liegenden Ereignisses. Wie kann man ernsthaft unterstellen, dass erst eine negative Erfahrung einem erlaubt, die positiven Folgeerfahrungen richtig zu erleben und zu begreifen? In letzter Konsequenz würde es bedeuten, dass man, strebend nach immer intensiveren positiven Erlebnissen, bewusst des Gegenteil in Kauf nimmt. Dass diese masochistische Denkweise offensichtlich abwegig ist, dennoch die zu Grunde liegende Maxime sich weiterhin großer Beliebtheit erfreut, ist schlicht absurd. Nein, man muss nicht erst ‚abc‘ erlebt haben, um ‚xyz‘ sinnvoll beurteilen zu können. Es kann helfen, ist aber wahrlich keine notwendige Bedingung.

Es ergibt sich jedoch nun eine gewisse Diskrepanz daraus resultierend, dass für mich manchmal der Drang existiert absolut nichts verpassen zu wollen auf der einen Seite, andererseits aber auch bewusst in Kauf zu nehmen, bestimmte Erfahrung nicht zu machen. Das ist durchaus ambivalent, und ich kann nicht sagen, warum bestimmte Entscheidungen gegen etwas so ausfallen, wie sie ausfallen. Was ich jedoch weiß ist, dass ich absolut nicht das Gefühl habe, durch diese nichtgemachten Erfahrungen etwas zu verpassen. Und es ist wohl – so mein Erklärungsversuch – genau dieses Gefühl, was in manchen Momenten stärker ist als der Drang, nichts verpassen zu wollen. Gefühl und Drang, interessanterweise beides Elemente, die gar nicht in unsere aktuelle, durchrationalisierte Gesellschaft zu passen scheinen; fast wie Engel und Teufel des 21 Jahrhunderts, die vor manch Irrungen und Wirrungen bewahren, oder eben auch nicht.

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