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Entscheidungsfindung

Verfasst am | 9. Oktober 2015 | Keine Kommentare

Das tägliche Leben fordert Entscheidungen von uns. Die Art variiert von trivial bis komplex, was seltener variiert ist der Zeitpunkt. Es ist der letztmögliche, der uns noch ein gewisses Maß an Planung erlaubt. Kurioserweise stelle ich bei mir fest, dass je komplexer sich eine Entscheidung darstellt, der Abwägungsprozess erwartungsgemäß zwar länger dauert, die finale Entscheidung aber häufig umso kurzfristiger erfolgt.

Vermutlich genau weil der letztmögliche Zeitpunkt der Entscheidung, der das gewisse Maß an Planbarkeit erlaubt, überschritten wurde. Der Stress, dem man sich aussetzt auch nur durch die kleinste weitere Verschiebung nach hinten, sollte eigentlich deutlich antizipierbar sein. Es macht auch eigentlich überhaupt keinen Sinn, sich am Ende eines Abwägungsprozesses doch auf das spontane Bauchgefühl zu verlassen. Denn entweder hat man dann Zeit unnötig für diese Abwägung investiert, oder aber fahrlässig gehandelt, weil man ungeprüft seinem Bauchgefühl vertraut hat.

Doch was konterkariert diesen kalkulierten Prozess der Abwägung? Warum bringt man sich häufig in genau diese Situation und zeigt folglich nicht mal Lernpotential, weil man den Fehler auch noch wiederholt? Bei mir ist es ganz eindeutig so, dass sich ein Wettlauf mit der Zeit um die möglichst vollumfänglich Informationsbasis einstellt. „Es könnte sich ja noch etwas ändern“ oder „Es könnte ja noch die eine Sache passieren, die die Entscheidungsfindung entscheidend beeinflusst!“.

Aber ist das Vorgehen überhaupt ein Fehler? Warum gehen wir so vor? Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass es schlicht die Sucht nach Kontrolle ist, die Angst möglich Fehler zu verhindern. Häufig wartet und insgeheim hofft man vielleicht sogar dann darauf, dass etwas eintritt, das einem extern die Entscheidung abnimmt. Ist das feige? Zumindest würde man ein solches Denken wohl nie oder nur selten zugeben. Selbst wenn die Alternative die dann vielleicht noch übrig bleibt sogar offenkundig die schlechtere ist, fühlt man sich am Ende besser. Ist das ambivalent? Nein, das ist menschlich. Denn man hat etwas, auf den oder das man die Verantwortung abschieben kann. Man hätte ja gerne ander entschieden, aber leider kann man ja nicht mehr wie man eigentlich wollte – häufig noch kombiniert mit phishing for Mitleid.

Man könnte natürlich auch die These anstellen, dass das bewusste rechtzeitige Entscheiden, also das Festlegen auf eine der möglichen Alternativen, das Akzeptieren von ggf. Fehlern, das Lernen daraus und schließlich die Verbesserung beim nächsten Mal die ideale Vorgehensweise ist. Ganz ehrlich: In den seltensten Fällen verhalte ich mich so (vermeintlich) idealtypisch, wenn es um meine persönlichen Entscheidungen geht, sehr viel häufiger aber, wenn es um Entscheidungen geht die andere tangieren. Man könnte also die These aufstellen, dass je weniger uns die Konsequenz einer zu treffenden Entscheidung tangiert, desto rationaler wir diese treffen.

Abschließend stelle ich mir nun die Frage was passiert, wenn wir uns bewusst andere (uns wohlgesonnene oder gerade nicht!) Personen suchen, die für uns diese Entscheidungen treffen. Würden wir von der kühlen, rationalen externen Abwägung häufiger profitieren oder würde es aufgewogen durch eine geistige Leere die entsteht, da wir nicht mehr die handelnde Instanz unseres eigenen Lebens sind? Und wie vielen Menschen passiert genau diese externe Steuerung, sogar ohne dass sie es mitbekommen? Und würde sich der Effekt nicht sogar noch potentieren, wenn nicht eine Person einem eine Entscheidung abnimmt, sondern einen Ansammlung von Menschen, dominiert von letztlich wenigen Entscheidungsträgern und einem Leitbild, eine ….. Gesellschaft? Vielleicht passiert ja auch genau das….

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